Japanischer Knigge
Als westlicher Besucher kann man in Japan durch "falsches" Verhalten schnell in ein Fettnäpfchen treten. Sicher sind Japaner gegenüber Ausländern (jap. gaikokujin) toleranter, wenn die zahlreichen Benimmregeln nicht eingehalten werden. Einige Grundregeln sollte man jedoch beachten und habe ich hier für euren nächsten Japan-Besuch niedergeschrieben.
Anrede
Japaner legen sehr viel Wert auf Höflichkeit und Etikette - so auch beim Ansprechen von Menschen. Die Standard-Anrede ist das an den Nachnamen angehängte Suffix "-san". Mehr Informationen dazu finde ihr auf meiner Seite über die Namensanhängsel.
Baderegeln
In Japan sind ausgiebige Bäder sehr beliebt - sowohl zuhause, als auch in einem öffentlichen Bad. Nur dient das Bad nicht, so wie in westlichen Ländern, zur Körperreinigung, sondern zur Entspannung.
Vor betreten der Wanne sollte man sich deshalb gründlich waschen. Dazu seift man sich auf einem kleinen Hocker sitzend gründlich ein und spült die Seifenreste mit einer Schüssel voll Wasser ab. In modernen Häusern gibt es auch eine normale Dusche.
Erst nach der Reinigung steigt man in die mit sehr heißem Wasser (teilweise über 40 °C) gefüllte Badewanne. Nach dem Bad sollte man keinesfalls den Stöpsel ziehen! In den meisten Familien benutzen alle Mitglieder das gleiche Badewasser - Gäste haben die Ehre, zuerst zu baden.
Begrüßung
Traditionell reicht man sich in Japan nicht die Hand. Stattdessen verbeugt man sich, um sein Gegenüber zu begrüßen. Dabei ruhen die Hände auf den Oberschenkeln und der Rücken ist gestreckt.
Eine 5°-Verbeugung ist für neutrale Handlungen; eine 15°-Verbeugung ist für die höflichere Handlung; eine 30°-Verbeugung ist für eine Bitte oder tiefste Entschuldigung.
Geschenke
Ist man von einem Japaner nach zuhause eingeladen, gehören Gastgeschenke zum Guten Ton. Das muss nichts großes sein - Süßigkeiten oder Blumen reichen vollkommen aus. Besonders beliebt sind auch Mitbringsel aus dem Heimatland des Gastes bzw. das, was die Japaner als "typisch" für das Land / die Stadt des Gastes ansehen. Da darf es auch gerne mal kitschig werden: ein Mini-Brandenburger Tor von Berlinern, ein Maßkrug von Bayern usw. Mitbringsel wie Bier, Schokolade, Haribo o.ä. bieten sich auch an.
Wundert euch nicht, wenn eure Geschenke nicht vor euren Augen geöffnet werden; sollte das Geschenk nicht gefallen, erspart es beiden Seiten die Enttäuschung und damit den Gesichtsverlust.
Empfängt man ein Geschenk, gilt es als höflich, bei der nächsten Gelegenheit ein Gegengeschenk zu überreichen.
Bei den Geschenken ist die Verpackung oft fast genauso wichtig wie der Inhalt - also lasst euch etwas einfallen ;-)
Komplimente
Komplimente werden in Japan massenhaft verwendet. Die beste Reaktion darauf ist, es erstmal bescheiden zurückzuweisen.
Zudem sollte man selber in passenden Situationen nicht mit Komplimenten geizen (z.B. wenn man in einem Privathaushalt zum Essen eingeladen ist, die Kochkünste Köchin loben).
Lächeln
In Japan wird durchschnittlich oft gelächelt - allerdings aus sehr unterschiedlichen Gründen. Japaner lächeln auch aus Verlegenheit oder um das Gesicht zu wahren.
Andererseits ist das Lächeln in den meisten Fällen freundlich gemeint - es schadet also nicht, einfach zurückzulächeln :-)
Nase putzen
Schneuzen in der Öffentlichkeit wird als sehr schlechtes Benehmen angesehen. Das "Nasehochziehen" gilt in Japan als weitaus schicklicher und wird entgegen westlicher Ansichten akzeptiert. Also ist es ratsamer die Toilette aufzusuchen, wenn man sich die Nase putzen möchte.
Pünktlichkeit
Pünktlichkeit wird in Japan ganz groß geschrieben - sowohl im Geschäftsleben, als auch Privat.
Rauchen
Generell gilt fast überall in Japan striktes Rauchverbot - sowohl in Läden und Restaurants, als auch auf der Straße. Es gibt aber speziell ausgezeichnete Gebiete, wo das Rauchen erlaubt ist.
Schuhe
Straßenschuhe werden in Privathäusen und in vielen öffentlichen Einrichtungen (Tempel, traditionelle Hotels & Restaurants, Arztpraxen usw.) ausgezogen. Ob man die Schuhe ausziehen sollte, erkennt man meist an dem Vorhandensein von Straßenschuhen am Eingang. Man schlüpft in für Besucher bereitstehenden Slipper oder Sandalen. So wird der Straßenschmutz nicht ins Haus getragen. Die mit Tatami (Reisstrohmatten) ausgelegten Räume werden grundsätzlich nur mit Stümpfen oder barfuß betreten.
Für die Toilette gibt es spezielle WC-Schlappen, die nach der Benutzung am Toiletteneingang wieder gegen die normalen Hausschuhe getauscht werden müssen.
WC-Schlappen stehen vor der Toilette bereit, haben oft knallige Farben und eine Aufschrift wie "WC", "00" oder "Toilet".
Trinkgeld
Trinkgeld ist in Japan nicht erforderlich und wird auch nicht erwartet. Viele Restaurants geben einen Servicezuschlag auf der Rechnung aus, der als Trinkgelt angesehen werden kann.
Unterhaltungen
Insbesondere bei Konflikten äußern Japaner ihre Meinung eher selten direkt. Sie versuchen Kritik und gegenteilige Meinungen immer "durch die Blume" zu formulieren.
Auch der Gebrauch von "Ja" und "Nein" unterscheidet sich sehr vom westlichen und führt deshalb oft zu Missverständnissen.
Ein "Ja" in Japan ist lediglich eine Bestätigungs des Zuhörens und Verstehtens - Ausländer verstehen es gerne als Zustimmung zur Sache. Im Gegenzug sollte man als Ausländer im Gespräch mit einem Japaner mindestens nach jedem dritten oder vierten Satz "Ja" sagen, da der Gesprächspartner sonst davon ausgeht, dass der Ausländer nichts verstanden hat.
Ein direktes "Nein" wird man von einem Japaner wohl kaum zu hören bekommen. Es wird eher nett umschrieben, dass etwas nicht möglich/erwünscht ist. Diesbezüglich sollte man sich dem japanischen Gesprächspartner auch anpassen.
Verhalten am Tisch / beim Essen & Trinken
In Japan ist es üblich, vor dem Essen "Itadakimasu" zu sagen.
Generell nehmen sich Japaner sehr wenig Zeit, um zu essen. Ist ein Gast im Haus oder zu besonderen Anlässen, wird das Abendessen jedoch sehr ausgedehnt genossen.
Es wird mit Stäbchen gegessen, was vorher einiger übung bedarf. Werden sie zwischendurch abgelegt, sollten sie auf das dafür vorgesehene Bänkchen (箸置き, Hashi-oki) platziert oder einfach neben der Schale auf den Tisch gelegt werden. Keinesfalls dürfen sie senkrecht in die Reisschale gesteckt werden, da dies die Art und Weise ist, wie man Toten den Reis opfert.
Oft nimmt man sich das Essen von gemeinsamen Schüsseln und Tellern. Dabei sollte man nie die eigenen Stäbchen benutzen. Stehen keine Extra-Stäbchen zu diesem Zweck zur Verfügung, kann man die eigenen Stäbchen umdrehen und mit dem anderen Ende benutzen.
Schlürfen und kleckern ist erlaubt, es wird aus japanischer Sicht positiv und quasi als Lob für den Koch angesehen.
Mit Ausnahme von Eiscreme, sollte auf offner Straße nicht gegessen werden, sondern nur dort, wo extra ein Platz dafür vorgesehen ist.
Wie in den westlichen Ländern auch, ist Alkohol in Japan ein beliebtes Mittel, um Hemmungen abzubauen. Viele Japaner gehen nach Feierabend gerne gemeinsam in eine Kneipe, um sich zwanglos zu unterhalten und sich etwas besser kennenzulernen. Mit Menschen, die überhaupt keinen Alkohol trinken, tun sie sich etwas schwer - deshalb sollte man wenigstens mit ihnen anstoßen, um keine merkwürdigen Blicke zu ernten und sich mit einem "Kanpai" (Prost) für die Zusammenarbeit des Tages zu bedanken.
Achte - sowohl bei alkoholischen, als auch bei antialkoholischen Getränken - stehts darauf, dass dein Sitznachbar immer ein volles Glas hat und schenke gegebenenfalls nach, sobald es halbvoll ist. Wer sich selbst einschenkt, kann als Säufer gelten.
Visitenkarten
Insbesondere im Geschäftsleben sind Visitenkarten in Japan ein Muss. Diese sind in Japan ein sehr wichtiges Instrument der Selbstvorstellung und werden bei jeder Gelegenheit ausgetauscht. Im Idealfall sind sie beidseitig bedruckt - eine Seite auf Englsich, die andere auf Japanisch.
Visitenkarten werden mitbeiden Händen überreicht und in der gleichen Form engegengenommen. Sie wird aufmerksam gelesen und dann eingesteckt (aber nicht in die Hosentasche!).
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